04 november 2005

folkerskrift

"Manchmal fällt es einem leicht, seiner melancholischen Sehnsucht Ausdruck zu verleihen. Man legt eine CD von Karl Seglem ein und das Innere wird jedem offenbar. Dabei sind in der Melancholie des norwegischen Tenorsaxofonisten keine depressiven Elemente zu finden. Reik lebt, wie bereits die Vorgänger-CDs, von der ruhigen, meditativen Kraft, die Schwermut und Stärke gleichsetzt. Die gleiche Stärke, die den Menschen befähigt, sich verletzbar zu machen, wenn er sich öffnet, beseelt das Spiel von Karl Seglem. Dabei betritt das männliche Pendant von Mari Boine mit Reik modernere Pfade als bislang gewohnt. Die archaischen Kräfte weichen den Klängen einer modernen Zukunft und zeigen den Weg, wie Tradition und Entwicklung widerspruchslos ineinander greifen. Auf Reik hat Seglems Weggefährte und Hardanger-Fiddle-Ikone Hakon Hegemo nur ein kurzes Gasspiel, dafür betritt mit Reidar Skar ein führender Studiotechniker die Bühne. Loops finden den Weg und rauben dem archaischen Ziegenhorn die Vormacht. Die bewährte einfühlsame Begleitung von Gitarrist Nikolai Ivanov und Schlagzeuger Harald Skullerud erzeugt eine sanfte, aber stabile Struktur, in der sich Karl Seglem sicher bewegen kann. Der Winter kann nun kommen, Reik wird ihn begleiten und irgendwann den Frühling begrüßen" FOLKER 6/2005